Dienstag, 1. Dezember 2015

Darum war 2015 das Jahr des Durchbruchs für Europas Tech- und Startup-Szene

Darum war 2015 das Jahr des Durchbruchs für Europas Tech- und Startup-Szene

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12.11.2015, 15:27 Uhr
Ein neuer Report nimmt Europas Tech- und Startup-Szene genau unter die Lupe. Sein Fazit: Wir sind auf einem guten Weg, aber stehen in nächster Zeit vor einigen kritischen Herausforderungen.

Europas Tech-Szene. (Grafik: Shutterstock.com)
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Der „State-of-European-Tech“-Report ist in Kooperation mit dem Slush-Festival entstanden. (Foto: Slush/Jussi Hellsten)
Der Status quo: „Achievement Unlocked, But Not Mission Accomplished“
Im Rahmen des Slush-Festivals in Helsinki hat das in London ansässige VC-Unternehmen Atomico in dieser Woche seinen Report zur Lage der europäischen Technologiebranche veröffentlicht. Zusammen mit den Partnern Crunchbase, Glassdoor, Meetup und „Stack Overflow Developer Insights“ hat es dazu über 800 Gründer, Investoren und sonstige Akteure der Startup-Szene befragt.
Der Grundtenor der Studie ist durchaus positiv. So erklären die Autoren direkt zu Beginn: „Nach einer der umfangreichsten Studien zur Europäischen Tech-Branche, die es je gegeben hat, ist uns klar: 2015 war das Jahr des Durchbruchs, in dem unsere wichtigsten Hubs ein neues Level erreicht haben.“ Damit spielen sie in erster Linie auf die äußerst positiven Entwicklungen an, die die europäische VC-Szene in den letzten Monaten durchlaufen hat und über die wir auch an anderer Stelle schon berichtet haben.
Meilensteine der europäischen Tech-Startups 2015
Folgende Milestones werden genannt:
  • Zehn europäische Tech-Unternehmen haben es 2015 mit einer Milliarden-Bewertung in den „Club der Einhörner“ geschafft
  • Annähernd zehn Milliarden US-Dollar sind von VCs in europäische Startups investiert worden
  • Es gibt über 5.000 aktive Business Angel
  • In den letzten fünf Jahren hat es mehr als 100 Tech-IPOs in Europa gegeben.
Doch auch an der Einstellung der Europäer zum Thema Gründen und Startups hat sich etwas geändert. Mittlerweile sei Unternehmertum wieder ein gesellschaftlich akzeptiertes Berufsbild, so die Studie. Immer mehr junge Menschen verließen etablierte Unternehmen, um selbst zu gründen: „Ein Unternehmer zu sein steht jetzt ganz oben unter den Karrierezielen“, sagt etwa Brent Hoberman vom Founders Forum.
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Europas Startup-Szene wird erwachsen

„62 Prozent der Gründer in Europa sind ‚Wiederholungs-täter’.“

Nicht nur steigt die Zahl der Seriengründer – 62 Prozent aller Befragten Gründer gaben an, bereits andere Unternehmen vor ihrem jetzigen Startup gegründet zu haben –, sondern auch die Angst vor dem Scheitern nimmt ab. 89 Prozent aller Gründer stimmten der Aussage „ich würde eher Risiken eingehen und scheitern als die sichere Option zu wählen“ zu. Zudem gibt es immer mehr europäische Ausnahme-Startups, die das Ansehen der Szene steigern, involvierte Persönlichkeiten bleiben heute oft auch nach dem Exit als Mentoren, Business Angels oder Seriengründer aktiv.

Eine Schwachstelle europäischer Startups sehen die Studienautoren im Fokus vieler Gründer auf die heimischen Märkte. Zahlreiche Startups hegten keine oder erst spät globale Ambitionen, vor allem, wenn sie einen hinreichend großen heimischen Markt von 50 Millionen Einwohnern und mehr vorfänden. Dabei sei die internationale Ausrichtung einer der Schlüsselfaktoren für überdurchschnittliche Investitionen und Bewertungen im Milliardenbereich.
München mausert sich zum bedeutenden Tech-Hub

Das Bits & Pretzels ist nur eine von zahlreichen Veranstaltungen für Gründer, die sich in den letzten Jahren in München etabliert haben. (Foto: Bits & Pretzels, t3n)
Positiv kommt die Entwicklung der „Tech-Hubs“, also der Großstädte mit einer besonders aktiven Tech- und Startup-Szene in Atomicos Report weg. Die Communities in diesen Städten werden stetig größer und aktiver, wie die Autoren unter anderem an der wachsenden Anzahl der Tech-Meetups pro Stadt festmachen. Hier fällt insbesondere München auf: Mit 191 Tech-Meetups in 2015 im Vergleich zu 63 Tech-Meetups 2013 kann die bayerische Gründermetropole auf einen Anstieg von 74 Prozent blicken.

„Nur 12 Prozent der Gründer wollen noch ins Valley ziehen.“

Interessant ist auch ein Blick auf das neue Selbstbewusstsein, wenn es um Europa als Startup-Standort geht. Auf die Frage „wenn du neu anfangen würdest, wo würdest du dein Unternehmen gründen und aufbauen?“ antworteten 62 Prozent, dass sie genau dort bleiben würden, wo sie heute sind. 17 Prozent sprachen sich für eine andere europäische Stadt aus und nur 12 Prozent gaben an, in die amerikanische Bay Area beziehungsweise ins Silicon Valley ziehen zu wollen.

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Der Report widmet sich allerdings auch einigen zum Teil kritischen Herausforderungen, die die europäische Tech-Branche in den nächsten Jahren bewältigen muss:
  • Die einzelnen Startup-Hubs sind unzureichend miteinander vernetzt und es gibt nur wenig Austausch über Landesgrenzen hinweg.
  • Das Geschlechterverhältnis unter europäischen Gründern ist mit 89 Prozent Männern und 11 Prozent Frauen immer noch erschreckend unausgeglichen. Das Slush-Festival beispielsweise sehe zwar immer mehr weibliche Konferenzteilnehmer, so Riku Mäkelä von den Organisatoren, aber unter den Gründern sei der Wandel „schmerzhaft langsam“.
  • Europäische Länder könnten mehr dafür tun, Tech-Talente aus aller Welt anzulocken und das Gründen auch für sie attraktiv zu machen. Unternehmer-Visa beispielsweise gibt es bisher nur in vereinzelten EU-Nationen, Deutschland zählt nicht dazu.
  • Es gibt immer noch eine signifikante Finanzierungslücke für Startups in der Later-Stage, also in der Series B oder später. Das zeigt sich auch darin, dass Europa im Vergleich zu den USA – und auch zu China – weniger Milliarden-Startups hervorbringt. Mehr „global winners“ aufzubauen, so die Studie, sei daher eine der größten Herausforderungen für Europa.

„The State of European Tech“: Noch immer gibt es viel mehr männliche Gründer als weibliche. (Grafik: Atomico/Slush)
„Die Daten zeigen uns, dass 2015 ein erfolgskritischer Zeitpunkt für ein europäisches Ökosystem ist, das sich sehr anders anfühlt als noch in 2010“, lautet das Fazit der Autoren: „Unsere gemeinsame Herausforderung ist es, sicherzustellen, dass wir dasselbe in fünf Jahren auch über 2020 sagen können.“

In der obigen Bildergalerie präsentieren wir die aus unserer Sicht wichtigsten Folien des insgesamt 72-seitigen Reports. In voller Länge könnt ihr ihn euch bei Slideshare ansehen.


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